• Death Parade

    Just for fun 

    Gestern schrieb mir Nikolaus gegen 18 Uhr in einer Mail, was in Duisburg passiert war. Ich hatte nichts mitbekommen, weil ich im Garten war, wo außer dem Rasenmäher nichts Elektrisches läuft.

    Zu dem Zeitpunkt war noch von zehn Toten auf der Loveparade die Rede, inzwischen sind es fast doppelt so viele. Wie schrecklich, was den jungen Leuten passiert ist, die doch eigentlich nur einen schönen Tag verbringen, feiern, tanzen, Musik hören und Leute treffen wollten. Und die Angst der Angehörigen kann ich mir auch gut vorstellen, zumal es über Stunden keine Handy-Verbindungen gab, weil die Netze zusammen gebrochen waren.

    Klar sucht man jetzt nach Schuldigen, gern auch unter den Opfern selbst, schließlich habe die ja gedrückt, gedrängelt und sich auch mal selbst einen Ausweg gesucht.

    Schon mal im Stau oder vor einer Kasse gestanden? Kann dann jemand glauben, mehr als eine Million Menschen am gleichen Ort ließen sich diszipliniert durch Absperrungen, einen Tunnel und einen (!) Eingang leiten, blieben auf Zuruf stehen und warteten ab, bis man sie vorlässt?

    Dieser unsägliche Duisburger Professor Michael Schreckenberg findet das Sicherheitskonzept stichhaltig, und das sagt er nach den Ereignissen. Quod erat demonstrandum. Dass Politiker und Schreibtischplaner realitätsblind und naiv sind, normale und anormale menschliche Reaktionen so gut wie nie in ihre Überlegungen einbeziehen, wundert mich nicht. Aber dass jemand die Wirklichkeit auch hinterher so verbissen ignoriert, hat schon pathologische Züge.
    http://www.n-tv.de/mediathek/videos/panorama/Panikforscher-gibt-Besuchern-Schuld-article1129306.html
    http://www.faz.net/s/RubB08CD9E6B08746679EDCF370F87A4512/Doc~E4B8EBDD30C944F2E8F9FC86B1EBA1E53~ATpl~Ecommon~Scontent.html

    Just for funProf. Dr. Michael Schreckenberg
    © Schreckenberg (Pressefoto, Veröffentlichung genehmigt)

    Inzwischen hat er noch mehr Müll abgesondert, das Konzept war gut, wurde aber nicht richtig umgesetzt, der Tunnel hätte bei Störungen gesperrt werden sollen, die Veranstalter hätten nicht mit der Feierlaune der Leute gerechnet. Am besten finde ich die Aussage, dass der Tunnel für einen Durchlauf von 20 000 Menschen pro Stunde angelegt sei. Multiplizieren mit 10 lernt man doch so in der 2. Klasse, oder? 10 Stunden Veranstaltung x 20000 Besucher = 200 000. Und wer es in die 3. Klasse geschafft hat, kann auch ausrechnen, wann die einzelnen Päckchen vor Ort ankommen. "Schreckenberg, der an der Universität Duisburg-Essen lehrt, hatte das Sicherheitskonzept vor der Loveparade geprüft, sich nach eigenen Angaben aber die Gegebenheiten vor Ort nicht angeschaut. Für das Krisenmanagement seien ausschließlich die Veranstalter verantwortlich, betonte er." http://www.rp-online.de/niederrheinnord/duisburg/loveparade/Schreckenberg-kritisiert-Umsetzung_aid_885801.html War vermutlich zu weit vom Schreibtisch zum Tunnel.

    Oder ist es doch nur eine normale anormale menschliche Reaktion, weil keiner auch nur ein bisschen Verantwortung übernehmen will und vorm Staatsanwalt zittert? Und warum wird so hartnäckig nicht auf den gesunden Menschenverstand gehört?http://www.derwesten.de/kultur/musik-und-konzerte/loveparade/Loveparade-wird-zum-Tanz-auf-dem-Drahtseil-id3265037.html

    Am letzten Sonntag auf der A 40 hat sich etwa die gleiche Menschenmenge auf eine riesige, 60 km lange Fläche mit vielen Zugängen verteilt, und trotzdem hat es zeitweise Fußgänger- und Radfahrerstaus gegeben. War es da nicht klar, dass man soviel Platz brauchte, wenn alles so gut klappen sollte wie auf der A 40? Hat keiner gesehen, wie Leute mit ihren Fahrrädern über die Absperrungen geklettert sind? War es nicht klar, dass Menschen sich nicht immer an Regeln halten, sondern sich irgendwie einen Weg suchen?

    Ich befürchte, dass es keine personellen Konsequenzen geben wird, weder bei Planern, Veranstaltern, Sicherheitskräften noch bei Politikern.

    Einzig die jungen Leute, die tot, verletzt oder zutiefst geschockt sind, sowie ihre Freunde und Familien tragen die schrecklichen Konsequenzen.

     RP-online:

    http://www.rp-online.de/

    n-tv:

    http://www.n-tv.de/mediathek/videos/panorama/Amateurvideos-zeigen-Enge-hautnah-article1130421.html

    Le Monde:

    http://www.lemonde.fr/europe/article/2010/07/24/dix-morts-dans-un-mouvement-de-panique-a-duisbourg-en-allemagne_1391947_3214.html

    FAZ:

    http://www.faz.net/s/RubB08CD9E6B08746679EDCF370F87A4512/Doc~E558976D5D05E4E03B3AE454DA09EF8EB~ATpl~Ecommon~Scontent.html

    Toronto Sun:

    http://www.torontosun.com/news/world/2010/07/24/14816516.html#/news/world/2010/07/24/pf-14815111.html

    Youtube:

     http://www.youtube.com/watch?v=d5gkLLWimB4

     http://www.youtube.com/watch?v=YwxBRrY8Vco&feature=related

     

     http://www.youtube.com/watch?v=sey4LAjVpcQ&NR=1

     

     

     

     


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  • Commentaires

    1
    Petit Larousse Profil de Petit Larousse
    Dimanche 25 Juillet 2010 à 15:30

    ..ein "Panikforscher", der Schreckenberg heißt: zum Fürchten!

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    2
    karinkornelia Profil de karinkornelia
    Dimanche 25 Juillet 2010 à 16:03

    Aber er sieht aus wie Mamis Liebling. Sein Foto hat er auch bestimmt mit Selbstauslöser gemacht, ob er keine Freunde hat? Jetzt auf jeden Fall nicht mehr.


    Ich bin ja immer erstaunt, welcher Sachverstand sich da in dieser Uni zusammenbraut. (Alumni natürlich ausgenommen!) In Autosendungen und im WDR interviewen sie auch gern den selbsternannten Automobilexperten Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg, da könnt ich jedesmal schreien. Und die RP zitiert ihn auch kräftig, was bei den Lesern mit entsprechenden Kommentaren gewürdigt wird. Blöd und mediengeil ist keine schöne Kombination.


    Mein persönlicher Favorit war Helmut Tervooren, Mittelbauschranze aus der Bonner Mediävistik, bei dem ich Althochdeutsch hatte. Ich durfte ihn dann noch persönlich kennenlernen, weil wir einen mittelalterlichen Literaturzirkel hatten, du weißt schon, die üblichen Verdächtigen wie Heike und Barbara. Er hat sich da irgendwie drangehängt und immer einladen lassen, hat aber selbst nie eingeladen, was ich schon bescheiden fand. Dann führte er immer den Spruch im Munde, dass die heutigen Studenten ja kein Wissen mehr hätten, blamierte sich bei den Treffen aber immer damit, dass er kein Wort Französisch konnte, geschweige denn Altfranzösisch. Wie willst du mittelalterliche Versepen wissenschaftlich untersuchen, wenn du Chrestien de Troyes nicht lesen kannst? Wir sind ihn dann los geworden, weil er als ordentlicher Professor nach Duisburg ging. Die Germanistik wird da wohl entsprechend sein.

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